04|04|Die Kolumne des Pädagogik Visionärs

Liebe INHR-Leser, -Sympathisanten und -Kritiker!

Gestern stand auf dem Arte Kulturplan wieder einmal das Thema "Kinder hinter Gittern". Eindrucksvoll wurde anhand von drei Nationen, nämlich Deutschland, Russland und den USA anschaulich demonstriert wie sich Jugendkriminalität und das Verhalten des Gesetzgebers auswirken. So werden in Russland schon Grundschüler wegen Marmelade Klau für zwei Jahre inhaftiert. In den USA gab es bis vor zwei Jahren gar die Todesstrafe für Minderjährige und werden nach wie vor Kinder zu lebenslangen Haftstrafen ohne Perspektive verurteilt. Besonders imposant jedoch die Vorgehensweise deutscher Behörden am Beispiel des heute 19-jährigen Martin.

Martin ist ein Adoptivkind und seine Karriere als jugendlicher Krimineller begann bereits mit 8 Jahren. Von der sozialpädagogischen Wohngemeinschaft über einstweilige Untersuchungshaft bis hin zu einem individual pädagogischen Aufenthalt in Irland sind nicht nur das Jugendamt sondern nicht zuletzt die Gerichte in ihrer Hoffnung an Martin gescheitert.

Noch am selben Abend seiner Rückkehr, Martin wurde vom Jugendamt Dresden über ein Jahr nach Irland geschickt und dort von einem eigenen Erzieher betreut, begeht der Jugendliche wiederum eine Straftat.

Derzeit befinden sich alleine in Teneriffa rund 600 Jugendliche zu einer jugendwohlfahrtlichen Maßnahme mit Kosten von rund Euro 220,00 / Tag.

Für mich stellt sich beim Anblick derartiger Versuchsreihen immer wieder die Frage weshalb Behörden und Gerichte derartig fragwürdig scheitern. Erfolgreiche Projekte wären dazu da die Lehren aus dem Misserfolg zu ziehen. So war ich erstaunt 2001 den Erfolg einer sozial- und heilpädagogischen Einrichtung in Schweden miterleben zu dürfen. Einen Steinkreis oder gar intensiv pädagogischen Druck kennen die dortigen Betreuer nicht.

Stattdessen setzt man auf intensive Elternarbeit, paarweise Familiengruppen Betreuung und außergewöhnliche Methoden. So darf es einem nicht wundern, wenn plötzlich ein 14 Jähriger, dessen Strafregister ungeahnte Dimensionen annimmt, plötzlich mit anderen Kindern Yoga ähnliche Übungen im Gemeinschaftsraum zelebriert oder gar Feinfühligkeit beim Bügeln entwickelt.

Eine Rückfallquote gibt es in dieser Einrichtung nicht und stellt die Thematik Rückführung, Hilfeplan und ein gemeinsames Erreichen die elementare Zielsetzung dar. Nicht zuletzt lernen Eltern was es heißt mit seinem Kind eine Beziehung zu pflegen. Aber auch alltägliche Problemzonen der Pubertät finden richtungsweisende Antworten.

Das in Schweden nicht nur Erfolg in Sachen PISA Studie zu finden ist, sondern nicht zuletzt das anerkannte Bildungssystem gar Problemkinder meisterhaft erreicht, wissen wir nicht erst seit der Einführung weltumspannender Messinstrumente. So darf niemand seiner Verwunderung Ausdruck verleihen, beachte man die zuletzt veröffentlichte UNICEF Studie über das Wesen Kind in unterschiedlichen Nationen unserer Welt.

Vielleicht wäre es an der Zeit Sozialpädagogen, Lehrer und Behördenleiter zur Selbstfindung in Länder zu entsenden, die mehr an der Bedeutsamkeit Kind bauen, als es beispielsweise hierzulande stattfindet. Während in Innsbruck bereits ein neuer Jugendknast so gut wie fix erscheint, zanken sich Politik und Kinderschutzorganisationen über Betreuungsplätze für Karrierelustige. Über den Generationenvertrag spricht schon lange keiner mehr und die Zeiten der zwei Schichten Gesellschaft sind endgültig über uns hereingebrochen. So darf es nicht verwundern, wenn viele Eltern auf eine AHS Ausbildung drängen, während Hauptschulen in unserem Land als sozialer Brennpunkt gelten.

Dem jungen Martin aus Dresden helfen Weisheiten wie diese beachtlich wenig. Seit wenigen Tagen befindet sich der 19-jährige wieder in Untersuchungshaft. Vielleicht auch deshalb, weil zuviel Politik und wenig Verbesserung erreicht wurde.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein Besinnliches und Frohes Osterfest. Und vielleicht macht es Ihrem Kind sogar mehr Spaß ein paar bunte Ostereier zu suchen, als am Ostermontag auf der neuen Spielekonsole vom Osterhasen zu gamen. Materialismus ist kein Ausdruck für eine erfiolgreiche Erziehung, sondern Brandmarke für ein fehlendes Konfrontationsverhalten gegenüber Ihrem eigenen Kind.


Es grüßt,
der.pädagogik.visionär