16|11|Die Kolumne des Pädagogik Visionärs

Liebe INHR-Leser, -Sympathisanten und -Kritiker!

Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Ist sie nicht schön die besinnliche Vorweihnachtszeit? Also unsere Patchwork Familie liebt die angenehme, von Räucherstäbchen und Duftkerzen durchsetzte Adventsstimmung. Mitten drin aber auch der Gedanke an jene, deren Liebsten kleinen Kinderseelen hunderte Kilometer entfernt Laternen für den St. Martinsumzug basteln oder Strohsterne zur dekorativen Bereicherung so manch blasser Fensterläden einschlägiger Wohngruppen und Kinderdorffamilien produzieren. Vielleicht glückt es sogar dem einen oder anderen Kind fremdherziger Unterbringung, Kekse zu backen oder mit Mama zu telefonieren. Welche Gefühle solche Eltern mit sich herumtragen, mit welcher Sensibilität fremde Menschen mit solchen Gefühlen umgehen, habe ich mir dieser Tage beim Fest der Pferde in Wien durch den Kopf gehen lassen.

Es ist noch gar nicht all zulange her, als mich der Anruf einer besorgten Mutter erreicht. Die Vorsteherin ihres Jugendamtes hat ihr zur Durchführung von Besuchskontakten im SOS Kinderdorf Pinkafeld Rahmenbedingungen übermittelt. Ein Druckwerk bestehend aus tausenden von Zeichen, gezeichnet von Doris Wild, Geschäftsführerin des SOS Kinderdorf Pinkafeld. An dieser Stelle möchte ich ausschließlich ein paar treffende Passagen zum Wohl der anvertrauten Kinder und Jugendlichen im Dickicht unvorstellbarer Orientierungsmärsche wiedergeben:

... weder nahe Verwandte der Kinder noch Vertrauenspersonen und Vertreter der besuchenden Eltern sind erwünscht ...

... den besuchenden Eltern ist das Fotografieren und Filmen nicht gestattet ...

... Pflege und Erziehung gilt auch für die Dauer des Besuches ... der Umgang mit den Kindern kann untersagt werden ...

Begegnet man so einer leiblichen Mutter deren drei Kinder im Alter zwischen 2 und 5 Jahren im SOS Kinderdorf Pinkafeld leben, während am Bezirksgericht Klagenfurt nach wie vor zu entscheiden ist, ob die Kinder auch dort bleiben sollen?

Während die wohlwollenden SpenderInnen dieser Organisation zur Weihnachtszeit besonders gerne zur Kasse gebeten werden, erwarten diese Mütter Briefe in Spottes Schande. Der Zuckerguss dieser Vorgehensweise mündet letztlich in einem Artikel des periodischen Druckwerkes Kurier. Frau Ingrid Mühl und ihr Ehegatte hätten sich dem SOS Kinderdorf Pinkafeld entfernt und im privaten Reihenhaus ein neues Zu Hause für diese drei Kinder errichtet. Selbstverständlich sieht SOS Kinderdorf keine Notwendigkeit die leibliche Kindesmutter von diesem Novum zu informieren, geschweige um Einverständnis zu bitten. Stattdessen werden hinterfragende Journalisten deutscher Medien an den SOS Kinderdorf Verlag in Innsbruck verwiesen oder gar mit sofortigen Auflegen des Telefonhörers bedient.

Ich frage mich tatsächlich wo diese, wie so gerne auf ORF Ö3 vernommene, vorweihnachtliche Stimmung bei SOS Kinderdorf verblieben ist. Weshalb der zuständige Psychologe des SOS Kinderdorf Pinkafeld, Herr Mag. Brenner, von diesen Rahmenbedingungen keinerlei Kenntnis hat. Auch er wollte gegenüber der Presse zu diesen bemerkenswerten Vorgängen keinerlei Auskünfte erteilen und verwies an die bereits hinlänglich bekannte Frau Doris Wild.

Jedenfalls werde ich meine Weihnachtspost heuer wohl eher nicht auf Weihnachtsbillets von SOS Kinderdorf verfassen. Dies gilt im übrigen auch für meine Verwandten, Bekannten und Freunde. Vielmehr werden wir dazu übergeben, unsere Nächsten persönlich zu besuchen. Den Erwachsenen und heranreifenden jungen Menschen die Hand reichen und die lieben Kleinen ordentlich in den Arm nehmen. Bei Kuchen und Kaffee sollte natürlich nicht darauf vergessen werden, weshalb wir hier sitzen und stattdessen keine Karte kam. In Zeiten von Not und Elend werden wir darauf mit Bestimmtheit bedacht nehmen und einspringen. Vielleicht einmal ein Kind aufnehmen, um es zu pflegen und zu erziehen, aber nicht um es zu entfremden um damit den eigenen Kinderwunsch zu befriedigen.

So wie es Ingrid Mühl und Christian Mühl vielleicht getan haben.

Jedenfalls war der Ausflug mit Familie und Kindern zum Fest der Pferde in Wien ein voller Erfolg. Was mich besonders erfreut hat, die unzähligen Eltern, welche ihren Kindern aus eigener Tasche das selbe, wundersame Erlebnis geboten haben. Ein paar Stunden fern ab von Alltagsstress und Workaholic.