Das ist schlimmster Kindesmissbrauch

Ranovsky Jugendamt Familiendrama: Großeltern kämpfen verzweifelt um die Rückkehr der geliebten Zwillinge. Sie wurden vom Vater in ein Heim gesteckt.
Bilder aus glücklichen Tagen: Die Zwillinge Christoph und Lucas wurden von ihren Großeltern (Mitte Großmutter Susanna) liebevoll betreut und entwickelten sich prächtig, ehe sie vom leiblichen Vater mitgenommen und in einem Zentrum für rückständige Kinder untergebracht wurden.

Mai 2011. Susanna Ranovsky sitzt in einem Café in Wien, rührt mit dem Löffel im Kakao, als wolle sie Halt finden, um ihre Emotionen in den Griff zu bekommen. Es gelingt ihr nicht. Immer wieder kommen ihr die Tränen. Susanna Ranovsky weint um die Enkelkinder, die sie fünf Jahre lang liebevoll betreut hat.

Bis man ihr die Zwillinge Christoph und Lucas, geboren am 26. August 2001, weggenommen hat. Am 20. Mai 2007. Über Nacht. Den Tag wird sie nie vergessen.
Susanna Ranovsky hat die geliebten Zwillinge seitdem nicht mehr gesehen, gemeinsam mit ihrem Mann Andreas kämpft sie verzweifelt um die Rückkehr der Kinder. Es ist eine tragische Geschichte, die das Lehrerehepaar erzählt.

Wobei der leibliche Vater der Kinder eine höchst seltsame Rolle spielt.
"Wenn ich nur wüsste, dass es ihnen gut geht, so wäre ich schon glücklich. Aber ich weiß, dass die Kinder leiden und nicht glücklich sind. Es nicht sein können." Susanna Ranovsky, die Großmutter der Zwillinge, ringt nach Worten und Fassung.

Ihre Situation ist tatsächlich schwer zu fassen. Der eigene Sohn der Ranovskys, Vater der Zwillinge Christoph und Lucas, ist für diese Situation hauptverantwortlich. Er nahm die Kinder, mit denen er einst glücklich bei den Großeltern in Kirchberg am Wechsel lebte, mit zu seiner neuen Lebensgefährtin nach Wien. Bald darauf landeten die Zwillinge in einem heilpädagogischen Zentrum in Mödling, in einer Einrichtung zur Förderung von Kindern mit Entwicklungsrückständen samt dazugehöriger Sonderschule.

Warum der Vater seine Kinder dorthin transferierte? "Das geht Sie gar nichts an. Es liegt außerdem alles bei Gericht", sagt er und droht unverzüglich mit seinem Anwalt.
Doch wie konnte es so weit kommen?

Ranovsky ZwillingeAm Nabel

Alles begann mit einer dramatischen Frühgeburt. Die Zwillinge überlebten nur mit letzter Not, waren in ihrer physischen Entwicklung mit Verspätung unterwegs. Der Vater übersiedelte nach dem Bruch mit der Kindesmutter mit den Zwillingen zu seinen Eltern Susanna und Andreas nach Kirchberg. Die kümmerten sich aufopfernd um den Nachwuchs, der sich prächtig entwickelte, wie Michael, ein anderer Sohn der Familie, bekräftigt. Er kann seinen Bruder, der jeglichen Kontakt zu Familie und Freunden abgebrochen hat, nicht verstehen.

"Die Zwillinge liebten ihre Großeltern abgöttisch. Sie haben sie nachweislich geistig und körperlich gesund verlassen, mussten aber bereits wenige Monate später in psychologische Betreuung, die in einer 'Behindertenförderung' mündete."

Am Schauplatz

Der Vater und seine neue Lebensgefährtin jedoch präsentierten Gutachten, wonach die Kinder rückständig seien, was den Großeltern anzulasten wäre. Der Vater meint: "Meine Eltern haben die Kinder verpfuscht. Es gab zahlreiche Vorfälle." Dabei hat er doch selbst vier Jahre lang die Kinder mit seinen Eltern gemeinsam betreut. Seine Erklärung dazu: "Ja, das ist ja jetzt egal ..." Nach einigem Zögern behauptet er, seine Eltern hätten ihn erpresst, weil er finanziell von ihnen abhängig gewesen sei.

Rund 50 Personen, vornehmlich aus Kirchberg am Wechsel, darunter zwei behandelnde Ärzte, gaben jedenfalls in schriftlichen Statements an, dass die Zwillinge bis zum Zeitpunkt des Auszugs 2007 "fröhliche, aufgeweckte, gesunde und glückliche Kinder" waren.
Zudem gibt es umfassendes DVD-Material aus den unbeschwerten Tagen, das die Kinder beim völlig problemfreien Fußballspielen, Turnen, Schwimmen und Skifahren zeigt. Auch für die Vorschule waren sie bereits zugelassen.

Ingeborg A., ehemalige Betreuerin im Mödlinger Zentrum, kann ihren Zorn nicht verbergen: "Als die Zwillinge zu uns kamen, war mir sofort klar: Die haben hier nichts verloren. Das sind blitzgescheite Kinder. Weder verhaltensauffällig noch rückständig. Sie wurden in ein Heim für Rückständige gesteckt. Für mich ist das schlimmster Kindesmissbrauch. Ich habe darauf hingewiesen, konnte jedoch nichts ausrichten. Ich frage mich, was in dem Vater vorgeht." Besagter sagt zum KURIER: "Diese Leute lügen alle und haben keine Einblicke."

Am Hoffen

Die Causa endete vorab mit dem Urteil: Das Obsorgerecht liegt beim Vater, es bestehe kein Grund, es ihm zu entziehen und den Großeltern zu übertragen.

"Wir sind verzweifelt und wissen nicht weiter", sagen Susanna und Andreas Ranovsky. Sie fragen nach dem Warum, erhalten von ihrem eigenen Sohn aber keine Antwort. Sie hoffen noch immer auf ein glückliches Ende. Das hofft auch die mittlerweile pensionierte Betreuerin Ingeborg A. "Man muss den wunderbaren Großeltern helfen. Man muss diesem Wahnsinn ein Ende bereiten."

KURIER | Rainer Fleckl, Erich Vogl

UPDATE:

Bericht im ORF:

Bericht im Servus-TV

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