Im Sorgerechtsprozess um Yasemin aus Lienz haben endlich alle Zeugen ausgesagt, vor dem Prozesstag am Dienstag (29.1.2007) herrscht Hochspannung.
Seit nunmehr drei Jahren dauert das Obsorgeverfahren um die mittlerweile neunjährige Yasemin aus Lienz an. Am Dienstag um 14.15 Uhr findet am Familiengericht von Fatih in Istanbul der 15. Verhandlungstag statt.
Urteil wird erwartet
Experten gehen von einem Urteil aus, da die Beweisaufnahme längst abgeschlossen ist und nun auch die verbliebenen drei Zeugen aus Österreich einvernommen wurden.
Eine von ihnen ist die Innsbrucker Gerichtspsychologin Ernestine Trefalt, deren Gutachten vor dreieinhalb Jahren den Ausschlag dafür gegeben hat, dass Yasemin im November 2004 zu ihrem Vater Bayram Kobal (52) nach Istanbul gebracht wurde, nachdem sie zuvor zwei Jahre bei ihrer Mutter Franzsika Kobal (43) in Lienz gelebt hatte.
Trefalt wurde bereits im Mai an einem eilig anberaumten Verhandlungstag in Innsbruck einvernommen. In der knapp einstündigen Befragung rechtfertigte sie erneut ihr Gutachten und sagte aus, dass sie mehr denn je der Meinung sei, dass Yasemins Leben in Istanbul mit keinerlei Einschränkungen verbunden sei und sie sie vor drei Jahren in die Hände einer fürsorglichen Familie übergeben habe.
Die letzten Zeugen
Drei Monate später wurden auch Iris S. aus Wattens, eine entfernte Bekannte Franziska Kobals, und der Psychologe Michael T. aus Innsbruck, der Trefalt bei Yasemins Rückführung in die Türkei begleitet hatte, einvernommen.
Zuvor dauerte es bereits mehr als ein Jahr, um überhaupt einen Gerichtstermin in Innsbruck auf die Beine zu stellen, nachdem das Rechtshilfeansuchen aufgrund von Übersetzungsfehlern mehrmals erneuert werden musste.
Fünf Monate Zeit
"Die Behörden hatten nun fünf Monate Zeit, um die Aussagen der verbliebenen Zeugen auszuwerten", erklärt Fikret Özgül, der Anwalt von Bayram Kobal.
"Das ist weit mehr als notwendig. Und da das Gericht in Istanbul erklärtermaßen nur noch auf die Aussagen der restlichen Zeugen wartet, um ein Urteil zu fällen, gehe ich diesmal fest von einer Entscheidung aus. Alles andere wäre nicht nachvollziehbar."
Auch für Bayram Kobal wäre eine weitere Vertagung eine ganz große Enttäuschung. "Nach drei Jahren des Wartens und der Ungewissheit wollen wir endlich klare Fronten, um mit diesem Verfahren abzuschließen", so Yasemins Vater.
"Auch für Yasemin wäre es eine Erleichterung, da sie vor jedem Verhandlungstag unruhig wird und unter der steigenden Anspannung innerhalb der Familie leidet."
Beim heutigen Prozesstermin wird neben türkischen Medienvertretern auch der österreichische Generalkonsul Josef Saiger erwartet.
Verstorbener Anwalt
Franziska Kobal wird in der Türkei mittlerweile von ihrem neuen Anwalt Mehmet Köksal vertreten, nachdem ihr erster Anwalt Yilmaz Basar gestorben war.
Quelle/Foto: Köksal Baltaci, Neue
Bereich
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können