Missbrauch: Der Leidensweg des Manuel Nowatschek

Manuel NovatschekDie Opferschutzanwaltschaft hat erstmals Anzeige wegen besonders schwerwiegenden Kindesmissbrauchs erstattet. 7 Geistliche der katholischen De La Salle Schule sollen einen Elfjährigen mehrfach vergewaltigt haben. Die Schulbrüder dementieren.

Seit 17 Jahren kämpft Eva Nowatschek um Gerechtigkeit für ihren Sohn. Manuel, heute 29 Jahre alt, soll im Alter von 11 Jahren in der katholischen De La Salle Schule in Strebersdorf über mehrere Monate hinweg von insgesamt sieben Mitarbeitern und Geistlichen vergewaltigt worden sein. Dabei sollen auch Fotos und Videoaufnahmen gemacht worden sein. "Mein Sohn war danach lange Zeit in Behandlung, hat bis heute starke Schmerzen und ist auch psychisch schwer angeschlagen." Seit seinem 24. Lebensjahr bezieht Manuel Nowatschek aufgrund seiner Verletzungen sogar Vollinvaliditätspension.

Erziehung als Berufung

"Ich habe erst Dienstagfrüh von den Vorwürfen aus den Medien erfahren, ohne uns Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu nehmen", mit diesen Worten eröffnete Provinzial und Schulbruder Johann Gassner die Pressekonferenz zu den aktuellen Missbrauchsvorwürfen. Daraufhin verlas der Leiter des katholischen Internats eine Presseerklärung: "Erziehung von Kindern und Jugendlichen ist unsere Berufung." Den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs dementierte der Direktor des Privatinternats entschieden.

"Wenn sie jetzt wieder alles abstreiten, dann sind die Schulbrüder relativ dumm. Denn das wird nur noch mehr Missbrauchsopfer auf den Plan rufen", ist sich Manuels Mutter, Eva Nowatschek, sicher. Zwei Anzeigen der Familie bei der Staatsanwaltschaft wurden bereits fallen gelassen, nun hofft Frau Nowatschek auf den Einfluss der Klasnic-Kommission. "In dieser Kommission sitzen drei Berufsrichter, die werden es sich gut überlegt haben, wenn sie Anzeige erstatten." Abgesehen davon hätten drei Gutachter unabhängig voneinander ihrem Sohn "absolute Glaubwürdigkeit" attestiert. Zusätzlich liegen etliche andere, etwa urologische Gutachten vor, die den Missbrauch beweisen würden.

Die Erzdiözese Wien reagierte Dienstagvormittag ebenfalls auf die Anzeige der Kommission. "Die Vorwürfe sind ernst zu nehmen. Der Verdacht wird bestätigt", hieß es aus der Kirchenzentrale.

"Nicht erklärbar"

Auch einer der damals Hauptverdächtigen, Bruder Paul, stellte sich den Fragen der Presse. Er konnte die angebliche mehrfache Vergewaltigung des damals elfjährigen Manuel Nowatschek nicht bestätigen: "Der Bub hat die Aussage seiner Mutter vor der Staatsanwaltschaft nie bestätigt. Es gibt eben Leute, die Dinge tun, die nicht erklärbar sind."

Rechtsanwalt Farid Rifaat, er vertritt die Schulbrüder seit Jahren, kritisierte daraufhin die von Kardinal Christoph Schönborn eingerichtete Klasnic-Kommission: "Diese Kommission wird von manchen Menschen dazu missbraucht, alte Fälle aufzurollen."

Vertreter der Kommission wollten dazu keine Stellungnahme abgeben und verwiesen an den Staatsanwalt. Dienstagnachmittag ging schließlich die Anzeige der Klasnic-Kommission auch bei der Staatsanwaltschaft Wien ein. Für den Anwalt des mutmaßlichen Opfers, Georg Zanger, sind die beiden fallen gelassenen Anzeigen kein Argument: "Die vorliegende Causa ist einer der gravierendsten Fälle. 65.000 Euro Schmerzensgeld gilt hier als Untergrenze."

Geld ist natürlich eine Forderung. Abgesehen davon geht es aber für Eva Nowatschek um viel mehr: "Die Täter sind nach wie vor im Amt. Wir ziehen uns nicht zurück und geben nicht auf. Auch zugunsten jener Kinder, die dort im September wieder in die Schule gehen." Laut Eva Nowatschek würden der Kommission noch weitere Vorwürfe von ehemaligen Schulbrüder-Absolventen vorliegen. Das wird von Schuldirektor Johann Gassner dementiert: "Es gibt sicher keine weiteren Missbrauchsfälle."

KURIER | Michael Berger, Claudia Stelzel-Pröll

 

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