NIEDERÖSTERREICH: 1-jährige mit Gewalt und Polizei abgenommen

Jugendamt 215Offenbar hat man in Oberpullendorf aus dem Fall Christian (wir erinnern uns) nichts gelernt. Trotz Gesetzesänderung kommt es nach wie vor zu gewaltsamen Kindesabnahmen im Beisein der Exekutive. Also keine Spur von Kinderpsychologen und einer annehmbaren Vorgehensweise. Auftraggeber ist keinesfalls ein Elternteil der seine Erziehungsberechtigung durchgesetzen will, nein, wenn das Jugendamt zweimal läutet und eine Verfügung nach § 215 ABGB Gefahr in Verzug verzeichnet, wird alles weitere für Eltern in Österreich zum Alptraum.

Daran erinnert sich auch Friederike K., selbst Mutter von drei Kindern und einem Pflegesohn, mit Schaudern zurück. Dessen 1jährige Tochter wurde nun zwei Tage vor der Taufe abgenommen und in eine fremde Pflegefamilie gebracht. "Ich habe am Telefon alles mitanhören müssen, alles, so auch die gewaltsame Abnahme meiner Enkelin im Beisein der Exekutive", erinnert sich Friederike K. aus St. Aegyd gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten.

 

Die Enkelin von Friederike K. - Lydia - wurde zwei Tage vor der Taufe in der Evangelischen Waldkirche in St. Aegyd ihrem ehemaligen Pflegesohn und dessen Lebensgefährtin abgenommen. Das Jugendamt in Oberpullendorf hat dabei weder vor einem Polizeieinsatz noch vor Gewaltanwendung zurückgeschreckt.

"Das Jugendamt hat uns die Taufe versaut und die Patin musste sogar in psychologische Betreuung", sagt Friederike K. gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten. Stein des Anstoßes soll ein Alkoholproblem der Kindeseltern sein. Für Friederike K. kein Grund zur Panik: "Lydia war nie in Gefahr. Aber die Auswirkungen der geplatzten Familienfeier sind verheerend".

Die kleine Lydia lebt inzwischen in einer fremden Pflegefamilie und damit nehmen die Schikane der Oberpullendorfer Jugendwohlfahrt erst richtig ihren Lauf. So verlief der erste Geburtstag des Mädchens ohne Beisein der Kindeseltern. Erst Tags darauf durfte die Mama für eine halbe Stunde zu ihrer eigenen Tochter.

Doch diese und andere sadistische Methoden der Paragrafen Reiter sind nicht das einzige Übel, welches den Kindeseltern und der Großmutter eklatant mitspielen. So verlief die letzte Gerichtsverhandlung im Jänner wieder einmal ohne Erfolg. Denn das burgenländische Jugendamt hat die Akten der Lilienfelder Kollegen nicht an den zuständigen Richter weitergeleitet.

Bei der Bezirkshauptmannschaft Oberpullendorf sieht der zuständige Bezirkshauptmann Klaus Trummer den Fall standesgemäß gelassen: "Dass die Eltern das Thema immer anders sehen ist klar". Trummer und sein Team reagiert nach eigenen Angaben lieber einmal übervorsichtig als einmal zu wenig. "Hätten wir nichts getan, hätte die Großmutter vielleicht gesagt, Ihr habt gewusst, dass es Probleme gibt. Warum habt Ihr nichts getan?", versucht sich Trummer gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten aus der Affäre zu ziehen. Von den Gewaltanwendungen, die gegenüber dem kleinen Kind ausgeübt wurden, will Trummer nichts wissen und hüllt sich im Schweigen.

Inzwischen kämpft die 60-jährige Oma selbst um das Sorgerecht für ihre Enkelin. Der Pflegesohn und seine Lebensgefährtin sind offenbar erziehungsunfähig, zumindest kann ihr Kind nicht zurück. Der zuständige Sozialarbeiter sei mit der Familie ständig in Kontakt gewesen und ein und aus gegangen.

Abschließend betont Trummer: "Die Entscheidung sei aber nicht die einer einzelnen Person, sondern werde in der Gruppe getroffen."! Und wiedereinmal dreht sich alles um das sogenannte Kindeswohl und die Frage was noch zuträglich erscheint. Ob die Anwendung von Gewalt bei einer behördlich angeordneten Kindesabnahme im Sinne des Kindeswohl sein kann, konnte oder wollte der Oberpullendorfer Bezirkshauptmann nicht sagen.

KOMMENTAR

Wir stellen uns zumindest die wahnwitzige Frage, sind ehemalige Heim- und Pflegekinder oder gar Kinder die einst adoptiert wurden, ständig ein Dorn im Auge der Jugendwohlfahrt? Jedenfalls häufen sich Fälle, wo einstigen Kindern mit derartiger Herkunft nur wenig Vertrauen durch die Jugendämter entgegengebracht wird. Kindesabnahmen am Laufenden Band also und die bleibende Frage nach dem Warum. Vielleicht sollte gerade dieser Kreislauf jetzt gebrochen werden, indem man Eltern von Grund auf Stütze und Selbstfindung gibt.

So situiert sich derzeit in Tirol eine Gesprächsrunde von Eltern, die mit ihren Kindern Probleme haben zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Da werden nicht nur dem Gegenüber Ratschläge erteilt, sondern sogar die Jugendwohlfahrt auf Nachfrage eingeladen. Offen, unbürokratisch und locker kann es sein, wenn man nur will und das alles ohne den berechtigt, bösen Blick auf das Jugendamt. Vielleicht wieder einmal der Anstoß für andere Bundesländer weniger Kinder abzunehmen und anstatt für Pflegeeltern und Kinderdörfer zu werben, mehr für starke Eltern zu plädieren und wieder auf Verwandtschaft und Rückgrad einer jeden Familie zu bauen.

Was macht es für einen Sinn mit dem Gegner Jugendamt vor Gericht zu ziehen, jahrelang Gutachter zu beschäftigen und seitenweise Rekursbeantwortungen zu verfassen. Währenddessen existieren die betroffenen Kinder selbst vor sich hin, zwischen fremden Leuten und der mehr und mehr entfremdenden eigenen Familie.

Niederösterreichische Nachrichten

Weiterführende Information:
Plötzlich ist Dein Kind weg!
Tragödie vor Tauffeier »Plötzlich war unser Kind weg!«

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