Schulbrüder Bad Goisern: Geschlagen, bis Haut platzte

Kindersex in Bad Goisern Staatsanwaltschaft: »Bei den Anzeigen gegen die Schulbrüder in Bad Goisem geht es vorwiegend um Gewalt." Pfarrer Neulinger vor Jahren bereits wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.

 

Der Pädophilen-Ring in Bad Goisern der Ende der 1990er-Jahre aufgeflogen ist, ist nichts Neues. Damals wurden sieben Täter verurteilt. Sie haben mittlerweile alle ihre Haft abgesessen.

Einer der Täter und ein ehemaliger Erzieher sprechen nun erstmals offen mit dem KURIER über den Missbrauch und die Gewalt-Exzesse bei den Schulbrüdern im „Stephaneum" Bad Goisern und einen katholischen Pfarrer im Speziellen.
„Als ich dort mit 19 Jahren als Erzieher angefangen habe, das war Mitte der 1970er-Jahre, waren die Brüder alle sehr nett", sagt Ex-Erzieher D. (Der richtige Name ist der Redaktion bekannt).

Doch nach ein paar Wochen bemerkte D., dass immer wieder Schüler im Unterricht fehlen. „Als ich einen Schüler fragte wo denn seine Schulkollegen sind grinste er mich an und sagte: ,Machen Sie sich keine Sorgen, die sind bei Bruder Liebhard, dort geht es ihnen gut"', erzählt D. Weil diese dubiosen Vorkommnisse sich immer wieder wiederholten, wurde D. neugierig.
„Ich fragte die Kinder ob sie von Bruder Liebhard oder einem anderem. Bruder schlecht behandelt werden. Sexuelle Übergriffe des Bruders wollte damals aber nie ein Kind zugeben.
Trotzdem informierte ich die Eltern." Bruder Liebhard ist bereits verstorben.

Eines hat den ehemaligen Erzieher aber damals dann doch geschockt. Und zwar die brutale Gewalt des damaligen Direktors Alfred F..
„Er hat ein Kind so lange mit seinem Gürtel geschlagen bis die Haut am Rücken aufgeplatzt ist. Das war aber nicht der einzige Vorfall."
Ein Erzieher, der diese Gewalt-Exzesse angezeigt hatte, wurde gekündigt.
Gegen Direktor Alfred F. wurde ein dauerhaftes Berufsverbot als Lehrer verhängt. Zudem wurde er einige Jahre nach Wien geschickt. Heute ist Alfred F. neuerlich Leiter des Gästehauses im „Stephaneum" in Bad Goisern.

Pfarrer

Doch auch die Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs an Schulkindern im Alter von zehn bis 14 Jahren standen damals schon im Raum.

„Schon Anfang der 1970er-Jahre gab es eine rege Zusammenarbeit zwischen den Schulbrüdern und dem katholischen Pfarrer Kurt Neulinger", sagt Täter A. im Gespräch mit dem KURIER. (Der richtige Name ist der Redaktion bekannt).

„Internatsschüler vom Stephaneum die in den Sommerferien zu Haus nicht erwünscht waren, weil die Eltern einen Betrieb hatten, wurden zu Pfarrer Neulinger geschickt. Dort haben sie auch gewohnt. Das ging über Jahre so", behauptet A.

Erst als ein deutsches Ehepaar Pfarrer Neulinger 1985 beobachtet hatte, wie er einen 14-Jährigen im Intimbereich berührte, kam es zur Anzeige. Damals meldeten sich zig Neulinger-Opfer und Ministranten. „Einige Opfer wurden später tot in ihren Betten aufgefunden, wie Hans Grünwald. Andere mit Schweigegeld der Kirche mundtot gemacht", so A.

Pfarrer Kurt Neulinger wurde zu 18 Monaten bedingt verurteilt und von seinen kirchlichen Vorgesetzten nach Bad Schönau versetzt. Dort ist er heute noch Priester.

KURIER | Manuela Prirsch

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