![]() | Der erste Schultag, der langerwartete Abschlussball oder das Baseballspiel des Jahres - und der geliebte Papa ist nicht dabei. Für viele amerikanische Kinder ist das traurige Realität. Durchschnittlich 18 Monate müssen die Kinder von US-Soldaten auf ihren Daddy verzichten. Damit sie in dieser Zeit ihren Vater nicht vergessen, hat sich die Nationalgarde in Maine etwas ganz besonderes einfallen lassen: lebensgroße Pappfiguren der Soldaten, genannt "Flat Daddy". |
Welche Bedeutung die Vaterfigur in einer Familie wirklich einnimmt, weiß Oberfeldwebel Barbara Claudel. Sie ist Direktorin des Familienprogramms der Nationalgarde in Maine und hatte ursprünglich die Idee mit den "Flat-Daddys".
»BEDEUTSAMKEIT DER VATERROLLE«
Wie wichtig es ist die Vaterfigur in einem Familienverband ernst zu nehmen, weiß der angehende Kinder- und Jugendpsychologe Stephan Tiefenbacher:
"Die Bedeutung von Vater und Mutter für das Kind ergibt sich nicht aus der Aufgabenverteilung zwischen Vater und Mutter, sondern aus deren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Eine Mutter kann also niemals gewisse Teile der Vaterrolle ersetzen und umgekehrt. Kinder brauchen Eltern! Die Bedeutung der Andersartigkeit von Mutter und Vater wird in ihrer ergänzenden Funktion gesehen. Wissenschaftliche Tatsache ist, dass für einen adäquaten Ablösungsprozess zwei emotional tragfähige Elternbeziehungen notwendig sind. Der "Flat-Daddy" könnte somit eine Überbrückung dieser tragfähigen Elternbeziehung darstellen und somit kommt auch der Vaterrolle wiederum eine besondere Bedeutsamkeit zu."
»IM BETT, AM FRÜHSTÜCKSTISCH UND AUF DEM RÜCKSITZ«
Die Papp-Väter finden sich sowohl im Bett der Kinder als auch am Frühstückstisch oder auf dem Rücksitz des Autos wieder. Mittlerweile gibt es sogar eigene "Flat-Daddy" Partys, welche von Barbara Claudel organisiert werden.
»FLAT DADDYS AUCH IN DER THERAPIE MIT TRENNUNGSKINDERN?«
Der Idee die Papp Kameraden in therapeutischer Hinsicht bei der Arbeit mit Scheidungs- und Trennungskindern einzubauen, kann der angehende Kinderpsychologe und Traumatherapeut Stephan Tiefenbacher einiges abgewinnen:
"Ich kann mir gut vorstellen, dass man diese Idee in der Arbeit mit Kinder und Jugendlichen einsetzt, um psychosoziale Defizite durch Vorbelastungen aus Trennungskrisen einzusetzen. Gerade Elternteile, die ihre Kinder dem anderen Elternteil vorenthalten, räumen schließlich und endlich auch die einstigen, gemeinsamen Familienfotos weg."
»AUCH ICH KENNE MEINEN VATER«
Sarah war 13 Monate alt, als ihr Vater in den Irak geschickt wurde. Heute ist sie vier. Dass sie ihren Vater trotzdem gleich auf dem Rollfeld erkannt hat, führt ihre Mutter auf den "Flat Daddy" zurück. "Sie hat gleich 'Papa, Papa' gerufen", berichtet Cindy Sorenson stolz. "Da war kein Fremdeln." Auch der zwei Jahre alte Ayden kennt seinen Vater bisher hauptsächlich aus Pappe. Ob der "Flat Daddy" vielleicht sogar der bessere Spielkamerad ist, wird sich in ein paar Monaten herausstellen. Dann kommt der echte Dad aus dem Irak zurück.
Bericht: Maga. Sandra Tiefenbacher
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