Bei jedem schweren Rausch werden Gehirnzellen zerstört. Ungesunde Ernährung verhindert zudem den Zellschutz.
Ungünstiger Einfluss
"Alkohol greift im Körper auf mehreren Ebenen ungünstig ein", sagt Univ.-Prof. Henriette Walter, Uni-Klinik für Psychiatrie Wien. Neben der Gefahr, dadurch in eine Suchterkrankung zu rutschen, steigt auch das Risiko für organische Schäden. Oder, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen: Exzessiver Alkoholkonsum in der Jugend könnte vorzeitige Demenz-Erkrankungen begünstigen.
Univ.-Prof. Michael Musalek, Leiter der Suchtklinik Anton-Proksch-Institut in Wien betont, dass es zwar derzeit noch keine gesicherten Daten über einen Zusammenhang zwischen Koma-Saufen und Demenzerkrankungen gibt. Aber: "Jeder schwere Rauschzustand verursacht natürlich ein Absterben von Nervenzellen. Wenn das häufig auftritt, schädigt das mit der Zeit das Gehirn. Und ein bereits vorgeschädigtes Gehirn kann mit den Jahren auch anfälliger sein für Demenzerkrankungen."
Vitamin-B-Mangel
Schon jetzt gelten Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen oder Diabetes als Risikofaktoren für Demenzerkrankungen. "Daneben spielt der Mangel an Vitamin B eine große Rolle. Dieser entsteht vor allem durch unausgewogene Ernährung", betont Henriette Walter. Der Vitamin-B-Komplex umfasst mehrere Vitamine (B1 bis B6 und B12), die stark an Stoffwechselvorgängen beteiligt sind. "In den Nervenzellen des Gehirns sorgen die B-Vitamine zum Beispiel für den Zellschutz."
Durch die Kombination mit Alkohol entstehe gerade bei Jugendlichen, die sich heutzutage häufig von Fast Food ernähren, eine fatale Kombination. "Alkohol greift die Nervenzellen im Gehirn an, durch das fehlende Vitamin B sind sie aber nicht davor geschützt." Doch wie kann man die Jugendlichen für ein Thema sensibilisieren, das sie erst in Jahrzehnten betreffen könnte? Michael Musalek: "Es geht darum, ein Problembewusstsein für exzessiven Alkoholkonsum zu vermitteln und um die Vorbildwirkung. Dass es bei einem schweren Rausch zu Funktionsstörungen des Gehirns kommt, erlebt ja jeder Betroffene selbst am Tag danach. Es geht also nur auf den ersten Blick um etwas, das vielleicht erst in 40 Jahren passieren wird."
KURIER | Ingrid Teufl