Sichtweisen zweier Pflegekinder aus Tirol

PflegeelternWas in anderen Bundesländern schier unmöglich scheint,
praktiziert eine Tiroler Pflegefamilie eindrucksvoll durch
die alltägliche Arbeit mit ihren Pflegekindern. Markus und
Manuela haben INHR Einlass gewährt und berichten von ihrer aufregenden aber auch oft gefühlsbetonten Arbeit als Pflegeeltern.

Während oftmals gerade Kleinkinder einer unglaublichen Entfremdung ausgesetzt sind, haben Laura und Luise fast täglich Kontakt mit ihren leiblichen Eltern und stehen 14-tägige Besuchskontakte auf dem Pflichtprogramm.

Laura und Luise leben seit einem Jahr in einer Tiroler Pflegefamilie. Zuvor waren Laura und Luise in einem Kinderdorf untergebracht, nachdem die Mutter wegen schwerer psychischer Erkrankungen und der Vater beruflich nicht für ihre Töchter sorgen können.

Unterstützt wird die Pflegefamilie durch einen Sozialarbeiter der Jugendwohlfahrt. Er überwacht nicht nur das Wohl der Kinder im Abstand von 1 bis 2 Monaten, sondern hat bereits vor Beginn der Pflege sämtliche Voraussetzungen geprüft und gemeinsam mit den nunmehrigen Pflegeeltern sämtliche Notwendigkeiten geschaffen. Die Pflegeeltern mussten deshalb eine Ausbildung absolvieren und sind beim Land Tirol als Pflegeeltern angestellt. Eigennützige Vereine gibt es nicht, die monatliche Pflegeelternrunde sowie Aus- und Weiterbildung werden zum Teil durch anerkannte Organisationen abgewickelt und begleitet.

Für das Geschwisterpaar ist es eine Selbstverständlichkeit mehrmals in der Woche mit ihren leiblichen Eltern zu telefonieren und der zuständige Sozialarbeiter betont gegenüber INHR, wie wichtig es ist, dass Laura und Luise ihre leiblichen Eltern regelmäßig besuchen können. Das gerade ein Wunsch dieser Dimension, schließlich bedarf es 14-tägiger Besuchskontakte, gerade für die Pflegeeltern Markus und Manuela immer wieder eine logistischen Herausforderung bedarf, versteht sich von selbst.

Laura und Luise lieben ihre leiblichen Eltern über alles und die ältere Laura könnte sich gar nicht vorstellen wie es ist, ihre Eltern nicht sehen zu dürfen. Sie mag auch ihre Pflegeeltern, so wie für Luise auch, sind das aber Markus und Manuela. Denn Mama und Papa sagen sie ausschließlich zu ihren leiblichen Eltern.

Für Markus und Manuela war es keine leichte Entscheidung Pflegeeltern zu werden. Unzählige Gespräche am Jugendamt und bei ihnen zu Hause, Gespräche mit den eigenen Kindern und den Eltern von Manuela, aber auch das Abwiegen in der Beziehung von Markus und Manuela, ergaben eine Vielzahl von Entscheidungsfragen. Schlussendlich hat jedoch der Gedanke gesiegt, Kindern denen es nicht so gut geht, zu helfen. Die Idee dazu stammt im übrigen von einem Infovideo des Landes Tirol, das Landesrätin Christa Gangl produzieren ließ und in allen Kabel-TV Haushalten ausgestrahlt wurde.

Anfangs war es gar nicht so einfach, erinnern sich Markus und Manuela zurück. Erst musste ein eigenes Zimmer für Laura und Luise geschaffen werden, während die zukünftigen Pflegekinder in Besuchskontakten erst einmal in Augenschein genommen wurden. Aber auch Laura und Luise begegneten den neuen Pflegeeltern anfangs mit Zurückhaltung, Misstrauen und Skepsis. Schließlich haben die kleinen Seelen bereits genug Leid miterleben müssen und waren sie einem ständigen Wechsel von Bezugspersonen ausgesetzt.

Jenes Wochenende, als Laura und Luise endgültig zu Markus und Manuela übersiedeln sollten, kam immer näher und näher. die jüngere Luise konnte sich geschickt hinter ihrer Schwester Laura verstecken, erinnert sich Markus mit einem Schmunzeln im Gesicht zurück. Laura wiederum ist die Kluge und Vorsichtige der Beiden. Sie hat uns von Anfang an genau in die Augen aber auch auf die Finger geschaut und alles mit Vorbehalt beschnuppert, weiß auch Manuela zu berichten.

Der erste gemeinsame Urlaub jedoch, welchen die Pflegefamilie im sonnigen Süden verbracht hatte, bot sowohl den Pflegekindern als auch der neuen Familie die Gelegenheit sich wirklich näher zu kommen. Nach diesem ersten Anlauf verstehen sich alle Bestens und auch der Sohn und die Tochter von Markus und Manuela kommen mit ihren Gästen Bestens aus. Selbstverständlich behandeln Markus und Manuela ihre eigenen Kinder gegenüber Laura und Luise gleich. Wie wichtig es ist dieses Gleichgewicht zu halten und wie unerlässlich es ist den Kontakt zwischen Laura und Luise und ihren leiblichen Eltern zu unterstützen, all das haben Markus und Manuela in mehreren Wochenend-Seminaren im Rahmen ihrer Pflegeelternausbildung erlernt und in Rollenspielen praktizieren können.

Für ihre Arbeit erhalten Markus und Manuela ein Pflegegeld, das sich je nach Alter der Kinder zwischen Euro 300,- und Euro 600,- beläuft und 14x jährlich ausbezahlt wird. Dazu gewährt die Jugendwohlfahrt Sonderzahlungen für Bekleidung, Kindergarten, Schule udgl.

Laura und Luise sind froh bei Markus und Manuela zu sein, die von Beginn an ein herzliches Verhältnis zu den leiblichen Eltern der beiden Mädchen aufgebaut haben. In etwa drei Jahren werden Laura und Luise zu ihrer Mama und ihrem Papa zurückkehren und können so auf eine schöne Zeit bei Markus und Manuela zurückblicken. Unterstützt werden sie dabei auch in Hinkunft von der Jugendwohlfahrt und wenn sie es wünschen, auch von Markus und Manuela.

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